Servus Kasnudeln, servus Warenyki
Familie Kuzmych im Interview über die Gemeinsamkeiten Österreichs und der Ukraine. Taras und Yaryna Kuzmych nahmen kürzlich am Sommer-Intensivkursprogramm von „Deutsch in Österreich“ teil. Geboren in Lwiw in der Ukraine, von Beruf Opernsänger/in und Bandura-Spieler/in, leben sie seit ca. einem Jahr in Klagenfurt am Wörthersee. Im Interview erzählten sie uns, welche Gemeinsamkeiten Österreich und die Ukraine verbinden und was ihnen das Gefühl gibt, in Klagenfurt zu Hause zu sein.
Für Taras und Yaryna ist die deutsche Sprache besonders wichtig, sowohl beruflich als auch privat. Österreich und Deutschland zählen nicht nur zu den wichtigsten Arbeitgebern im Bereich Theater und Oper, auch viele Libretti sind in deutscher Sprache verfasst. Zwar wirken beide bereits seit längerem in deutschen Opern mit, haben es sich aber zum Ziel gesetzt, völlig akzentfrei singen zu können. Neben der großen Leidenschaft zum Singen, sind die beiden virtuose „Bandura“-Spieler, eine ukrainische Lautenzither, mit der sie bereits in unzähligen Konzerten auftraten.
Die vielen Auftritte in den verschiedensten europäischen Ländern führten die beiden nun nach Klagenfurt am Wörthersee, einer Stadt, die ihnen ein Stück Heimat vermittelt und in der sie Wurzeln schlagen möchten. Umso wichtiger erscheint es Taras und Yaryna, die deutsche Sprache auch im Privaten perfekt zu beherrschen. Nicht nur das Beherrschen der Grammatik, vor allem fließendes und akzentfreies Sprechen ist den beiden wichtig: „Wir wollen wie Österreicher/innen klingen“, sagen sie. Ein langer Weg, wie die beiden Ehrgeizigen wissen.
Neben ihrer Muttersprache Ukrainisch, sprechen Taras und Yaryna Polnisch, Russisch, Englisch und nun Deutsch. Ihr musikalisch ebenso begabter Sohn, der in Polen geboren ist, wächst nun in Klagenfurt auf und zwar zweisprachig, deutsch und polnisch.
Das schwierigste an der deutschen Sprache sei die Grammatik, sagen die beiden. Diese unterscheide sich von der slawischen sehr. Trotz allem gibt es zwischen Österreich und der Heimat Ukraine einige Verbindungen. Zum Beispiel ist die Architektur ihrer Geburtsstadt Lwiw (deutsch: Lemberg), die im damaligen Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn zur viertgrößten Stadt zählte, sehr ähnlich mit jener hierzulande. Das ist mitunter ein Grund, warum sie sich in Klagenfurt sehr schnell wie zu Hause fühlten. Aber nicht nur die Architektur hat den beiden ein heimeliges Gefühl vermittelt, auch die Menschen und die Kulinarik des Landes. Wie in Lwiw sind auch hier die Leute sehr gastfreundlich und grüßen einen mit „Servus“. „Ich wüsste keine andere ukrainische Stadt, in der die Leute einem wie hier mit Servus begrüßen“, erzählt uns Taras. Natürlich darf die Kulinarik nicht fehlen: Eine sehr berühmte ukrainische Speise sind „Warenykis“, ähnlich den Kärntner „Kåsnudeln“, nur eben etwas flacher und mit Kartoffeln anstatt Topfen gefüllt, aber ebenfalls mit „gekrendeltem“ Rand.
Steckbrief zu Taras Kuzmych:
Herr Kuzmych studierte an der staatlichen Musikakademie in Lwiw sowie der Stanislaw Moniuszko-Musikakademie Danzig, wo er 2009 den Studiengang Operngesang mit Auszeichnung abschloss. Danach war er Chormitglied an der Staatsoper Danzig, wo er u. a. an Produktionen von Don Giovanni, Eugen Onegin, Madame Butterfly und Macbeth beteiligt war. Von 2012 bis 2017 war er Ensemblemitglied an der podlachischen Oper und Philharmonie Bialystok. Zu seinen aufgeführten Partien zählen u. a. Giorgio Germont in La Traviata, Schaunard und Marcello in La Bohème, Moralès und Zuniga in Carmen sowie Dr. Falke in Die Fledermaus. Seit der Spielzeit 2018/19 ist er Mitglied des Chores des Stadttheaters Klagenfurt.
Steckbrief zu Yaryna Kuzmych:
Frau Kuzmych absolvierte die staatliche Musikschule des zweiten Grades in Lucka und die Nationale Musikakademie in Lwiw. Abschluss als Master an der Fakultät für Volksinstrumente (Bandura). Sie hat viele Male auf den Bühnen der Ukraine und Polens gespielt. Im April 2009 debütierte sie auf der Bühne der Staatsoper Ostsee in Danzig als Barbara in Figaros Hochzeit (W. A. Mozart). Sie trat auch als First Boy in The Magic Flute (W. A. Mozart) und als Sklave in R. Strauss‘ Salome auf. Ab August 2012 war sie Künstlerin der Podlasie-Oper und des philharmonischen Chores. Seit ca. einem Jahr ist sie bei Aufführungen des Chors im Stadttheater Klagenfurt tätig.